20.07.2022
Interessenbekundungsverfahren unter Einbeziehung des Kreiskrankenhauses wurde im Kreistag diskutiert
Die ambulante und stationäre Gesundheitsversorgung im Landkreis Trier-Saarburg soll langfristig stabil und flächendeckend gewährleistet sein – das ist das Ziel. Wie die Zukunft in diesem Bereich konkret ausgestaltet werden soll, wurde in der Kreistagssitzung am vergangenen Montag diskutiert. Hintergrund war, dass Landrat Stefan Metzdorf ein Interessenbekundungsverfahren unter Einbeziehung des Kreiskrankenhauses St. Franziskus in Saarburg vorgeschlagen hat. So sollen die Ideen und Gedanken größerer Krankenhausträger zur Gesundheitsversorgung im Kreis über Saarburg hinaus eingeholt, ausgewertet und bewertet werden. Ein Beschluss wurde nicht gefasst.
Nach intensiven Gesprächen mit der Geschäftsführung des Kreiskrankenhauses wurde deutlich, dass sich der Standort Saarburg zahlreichen Herausforderungen stellen muss. Fachkräftemangel, erhöhte Arbeitsbelastung und neue gesetzliche Rahmenbedingungen machen den Betrieb eines solitär geführten Krankenhauses immer schwerer. Darum unterstützt die Geschäftsführung den Vorschlag, frühzeitig über mögliche Schritte zu sprechen.
Der Landrat ist überzeugt: „Durch das Interessenbekundungsverfahren bleibt der Kreis Herr des Verfahrens und kann die Zukunftsausrichtung maßgeblich mitentscheiden. Das Wohl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Kreiskrankenhauses und die Gesundheitsversorgung in unserem Landkreis werden für die anstehenden Entscheidungen die oberste Priorität einnehmen.“ Innerhalb des Interessenbekundungsverfahrens sei das Ergebnis offen. „Das kann von Kooperation über Beteiligungen bis zu neuen Trägerschaften gehen. Vielleicht kommt am Ende gar heraus, dass der Kreis weiterhin das Kreiskrankenhaus eigenständig betreiben sollte.“
Die Situation des Kreiskrankenhauses hat sich positiv entwickelt: Seit Oktober 2019 stellt die Landeskrankenhaus AöR für den Kreis die Geschäftsführung des Kreiskrankenhauses Saarburg. Obwohl der Zeitraum der Zusammenarbeit bisher geprägt war durch die Pandemie, sind die strategischen Ergebnisse der Kooperation vielfältig. Anfang 2020 wurde die Abteilung Psychiatrie und Psychosomatik um 20 Betten erweitert, zum 1. August dieses Jahrs wird die psychiatrische Abteilung wieder chefärztlich besetzt sein. Das Kreiskrankenhaus ist eine von zwei Modell-Kliniken in Rheinland-Pfalz, die über das ZUG-Programm (Zukunft Gesundheitsnetzwerke Rheinland-Pfalz) gefördert werden. Nicht zuletzt konnte das jährliche Minus des Kreiskrankenhauses sukzessive verringert werden.
Dr. Alexander Wilhelm, Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses: „Wir haben die Geschäftsführung in einer sehr schwierigen finanziellen Phase des Hauses übernommen. Wir haben viele Strukturen neu geschaffen und Vertrauen aufgebaut. Wir konnten in den vergangenen knapp drei Jahren unserer Kooperation mit dem Kreis viel bewegen. Und das nur, weil die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das Direktorium und der Betriebsrat sich leidenschaftlich für die Weiterentwicklung des Krankenhauses einbringen. Doch die Struktur eines solitär geführten Hauses in der Region Trier können wir nicht dauerhaft bewältigen, da wir mit der Psychiatrie und Psychosomatik einen anderen Schwerpunkt als das Kreiskrankenhaus haben. Deshalb unterstützen wir den Kreis viereinhalb Jahre vor dem Vertragende schon jetzt bei der Einleitung einer zukunftsfähigen Gesamtstruktur.“
Landrat Stefan Metzdorf: „Wir sind dem Landeskrankenhaus sehr dankbar für die bisherige Kooperation und die eingeleiteten Wege. Wir haben aber auch Verständnis für die Argumentation. Wir müssen jetzt überlegen wie es nach 2026 weitergehen soll. Dabei möchten wir nicht nur für Saarburg denken, sondern für den gesamten Kreis.“ So sei eine Notfallversorgung im nördlichen Teil des Landkreises ein wichtiges Ziel, ergänzte Metzdorf.
In eine solche Gesamtbetrachtung fließen natürlich auch Pläne ein, die derzeit separat für das Kreiskrankenhaus vorangebracht werden. So arbeitet die Geschäftsführung im Auftrag der Gesellschafterversammlung des Kreiskrankenhauses derzeit an Entscheidungsgrundlagen für den Fortbestand des Hauses. Wilhelm: „Wir haben große Bauprojekte vor uns, die sowohl das Krankenhaus als auch das Seniorenzentrum betreffen. Daneben müssen wir im Modellprojekt den Versorgungsauftrag neu justieren. Diese Planungen nehmen wir aber aus Sicht eines einzeln geführten Hauses vor. Das ist schwierig, wenn man sich überlegt, dass heutige Entscheidungen künftige Verantwortliche möglicherweise über Jahrzehnte binden.“
In den nächsten Wochen wollen die Kreistagsfraktionen intensiv über den Vorschlag beraten. Ein Beschluss soll dann in einer der nächsten Sitzungen folgen.