09.10.2023
Bundesweit rutschen Krankenhäuser in Liquiditätsprobleme / Kreis stützt sein Haus mit frischem Geld
Freitagnachmittag ist ein eher ungewöhnlicher Termin für ein Pressegespräch im Kreishaus. Doch ungewöhnlich ist auch das Problem, auf das Landrat Stefan Metzdorf und Vertreter des Kreiskrankenhauses Saarburg aufmerksam machen wollen. Weil Krankenhäuser bundesweit teilweise Jahre auf Geld von den Krankenkassen warten müssen, geht vielen das Geld aus. „Fast jede Woche melden Krankenhäuser im gesamten Bundesgebiet Insolvenz an, auch in Rheinland-Pfalz und dem Saarland“, erklärt Verwaltungsdirektor Matthias Gehlen. „Erst jetzt wurde mit den Krankenkassen eine Vereinbarung über die Zahlung von Leistungen aus dem Jahr 2021 abgeschlossen, doch es wird noch Monate dauern, bis wir das Geld für längst erbrachte Leistungen an Patientinnen und Patienten erhalten werden“, so Stefan Junkermann vom Landeskrankenhaus Rheinland-Pfalz, das die Geschäftsführung im Kreiskrankenhaus stellt.
Mitarbeitende leisten hervorragende Arbeit
Ohne die finanzielle Unterstützung des Kreises wäre eine solche Situation auf Dauer nicht zu stemmen. „Wir nehmen Kredite auf, um das Finanzloch zu überbrücken, was die Krankenkassen zu verantworten haben“, so Landrat Stefan Metzdorf. Denn die Ärzte und Pflegenden des Kreiskrankenhauses leisten hervorragende Arbeit, was auch eine Auslastung von mehr als 90 Prozent beweist, so Betriebsratsvorsitzender Jörg Sponholz. „Hinzu kommt, dass unsere 600 Mitarbeitenden immer mehr mit Bürokratie und Dokumentation beschäftigt sein müssen, statt mit der Pflege der Patienten“.
Finanzprobleme trotz hoher Auslastung
Doch das Problem ist noch umfassender: Das bürokratische und verzögernde Abrechnungssystem mit den Krankenkassen und die ungenügende Finanzausstattung durch das Land und den Bund verschärfen die Finanzprobleme gerade kleinerer Krankenhäuser.Landrat Metzdorf erklärt es so: „Ich bestelle einen Fliesenleger, zahle aber erst in vier Jahren und verhandle noch mal über die erbrachte Leistung nach.“ Damit das Krankenhaus liquide bleibt, also über Geld für die laufenden Geschäfte verfügt, nimmt der Kreis nun erneut bei Banken Geld auf, bislang zwölf Millionen Euro. Dies belaste zusätzlich den angespannten Haushalt des Kreises. Aber Metzdorf ist sicher, dass der Kreistag dem neuen Kredit zustimmt.
Einig ist man sich aber, dass sich etwas grundlegend ändern müsse. Denn das Haus und seine Leistungen würden gebraucht. „Das hat auch das Land in seinem Krankenhausplan so festgelegt“, erklärt Gehlen. Auch Landrat Metzdorf versichert, das Haus in Saarburg sei unverzichtbar für die ärztliche Versorgung einer ganzen Region.
Um auf die vielfältigen Probleme hinzuweisen, habe man sich nicht nur dazu entschlossen, diese Situation der Bevölkerung zu erläutern. „Wir legen dem Kreistag eine Resolution mit Forderungen an Bund und Land vor“, so der Landrat, der sich einer breiten Zustimmung sicher ist.